Eigentlich hätte das ein ganz normaler Dienstag werden sollen - war ja klar, dass daraus nichts wurde. Schon als ich heute Morgen aufgewacht bin kam mir was komisch vor - da fiel doch tatsächlich so komisches weisses Zeugs vom Himmel und rieselte gemütlich an meinem Fenster vorbei.
Schnee? Nachdem wir letzte Woche noch satte 25 Grad hatten? Ufff... Gut, es ist November, da kanns schon mal schneien, aber der Wechsel war dann doch etwas extrem. Glücklicherweise ist der Boden noch so warm, dass die weisse Pracht nicht liegen blieb. Also nix mit Schnee schippen... NOCH nicht. Wobei ich irgendwie das Gefühl habe, dass diesen Winter noch einiges kommen wird was Schnee angeht. Aber daran sollten wir mal lieber noch nicht denken.
*Palmen - Sandstrand - Sommer - Sonne*
Gut, auch diese Gedanken können die aufsteigende Winter-Weihnachts-Stimmung nicht ganz vertreiben, aber einen Versuch war's wert.
Ich schäle mich also aus meinem warmen Bettchen und schlüpfe in Jeans und Pulli. Nicht besonders vorteilhaft aber fürs Büro mehr als ausreichend.
Im Büro stand schon ein schlotternder Mann im Anzug vor der Tür und wartete auf Einlass. Hatte ich einen Termin vergessen?
"Ich bin hier um ihnen ein besonderes Produkt vorzuführen..." plappert er munter los.
Oh Du meine Güte - ein Vertreter? So früh schon?
Ich setze meine muffeligste Miene auf und schaue ihn mit meinem "lass mich bloß in Ruhe, ich hatte noch keinen Kaffee" Gesicht an. Offensichtlich ist er dagegen immun, denn er schwadroniert fröhlich weiter: "Es ist doch recht kalt, darf ich rein kommen?" Währenddessen drängelt er einfach in Richtung Tür.
"NEIN!" liegt mir auf der Zunge, aber irgendwie tut er mir leid. Er scheint sich in der Kleidung massiv vergriffen zu haben und ist schon ganz blau gefroren. Ob er wohl zu Fuß da ist? Eher nicht, denn auf dem Parkplatz steht ein typischer Vertreter-Audi: A6 mit kleinster "der gehört zum Fuhrparkt, der darf nichts kosten"-Ausstattung. Nur ein Navi hat's gegeben - klar, sonst kann er ja seine Opfer nicht ausmachen, der Gute...
Ich bitte ihn herein und biete ihm einen Kaffee an. Mal schauen, was er so anbieten will.
Er öffnet seinen Musterkoffer und präsentiert mit großer Geste... Streichhölzer. Oder besser gesagt Streichholzschachteln. "Haben Sie schon mal Streichholzschachteln weg geschmissen...?" plappert er siegessicher
"Klar hab ich...", denke ich bei mir, sage aber nichts sondern schaue ihn einfach nur möglichst nichtssagend an.
"... eeeeben - niemand wirft Streichholzschachteln weg! Deshalb sind sie als Werbeträger geradezu ideal!" Er strahlt mir ins Gesicht als hätte er eben ein Mittel gegen Krebs erfunden und ist von meiner nicht wirklich enthusiastischen Reaktion wohl tatsächlich überrascht. "Streichholzschachteln - mit Ihrem Firmenlogo drauf!" verdeutlicht er mir, diesmal etwas lauter. Scheinbar denkt er, ich sei taub - oder doof - oder beides.
"Ja, ich habs schon verstanden...", lasse ich ihn wissen "aber ich bin was Werbung angeht bestens ausgestattet. Ich habe erst gestern 10.000 Partyschirmchen mit meinem Firmenlogo drauf bestellt."
Der Sarkasmus an dieser Behauptung scheint ihm verborgen zu bleiben, denn er ereifert sich weiter "Aber Partyschirmchen schaut man nur mal an und selbst wenn man sie mit heim nimmt, irgendwann schmeisst man sie doch weg, weil sie verstauben... Streichholzschachteln hingegen..."
"Lassen Sie mir doch Ihre Informationsbroschüre da und wenn ich mal mit Streichholzschachteln werben will melde ich mich!", versuche ich das Gespräch zu beenden. Dabei stehe ich auf und schaue betont in seine Kaffeetasse, die bereits leer ist. Deutlicher kann man wohl nicht sagen, dass das Gespräch nun beendet ist.
Leider scheinen Andeutungen und ähnliches nicht so in des Vertreters Programm zu passen, denn er setzt schon wieder an "Wir setzen Ihr Logo auch passend um, das ist alles im Preis drin..."
Ich unterbreche ihn also wieder, diesmal etwas direkter "ich habe momentan keine Verwendung für diese Art von Werbung und leider in 20 Minuten einen Termin..." ich schaue betont auf die Uhr und siehe da, diesmal hat er's begriffen. Er rafft seine bunten Streichholzbriefchen zusammen und schickt sich an zu gehen.
"Ich lasse Ihnen einige Muster da", meint er und legt etwa 10 wirklich toll aussehender Streichholzschachteln auf den Tisch. Eine hat sogar die Form einer Ananas und preist leckere Früchte einer Firma namens "Früchte Schneider" an, eine andere sieht eher aus wie ein kleines Geschenkpäckchen. Wirklich ansprechend und nett gemacht, keine Frage.
"Eine letzte Bitte..." halte ich ihn auf. "lassen Sie mir doch bitte ein Streichholzbriefchen von Ihrer Firma da, dann habe ich Ihre Kontaktdaten immer parat."
Er schaut mich völlig entsetzt an. "Wir haben keine Streichholzbriefchen von unserer eigenen Firma." gibt er kleinlaut zu.
"Warum das denn nicht?" frage ich, ehrlich überrascht. Immerhin propagiert er die Streichholzschachtel als einzige wahre Werbemöglichkeit und für seine eigene Firma hat er keine? Unfassbar...
Er überlegt. Er überlegt weiter.
Mir schwant, dass das, was jetzt kommt, nicht so 100%ig der Wahrheit entsprechen wird, denn die Zeit, um eine Antwort zu finden ist einfach ZU lang.
"Die sind alle im Umlauf", antwortet er steif.
"Aha.", lasse ich verlauten. Sicher sieht man mir an, dass ich das nicht so ganz glaube, denn die Vertreter-Ohren leuchten auf einmal in verschiedenen Rottönen.
Plätzlich hat er es eilig zu gehen. "ich habe noch eine Menge anderer Termine", nüschelt er in seinen nicht vorhandenen Bart und *schwupps* schon ist er draussen.
Eigentlich finde ich die Idee mit den Streichholzschachteln ja gar nicht so schlecht - nur der Auftritt hat mich nicht wirklich überzeugen können. Warum nur? *grins*
Ich ziehe meine Schreibtischschublade auf und lege die mir als Muster überlassenen Streichholzschachteln neben einen Stapel Visitenkarten anderer Vertreter und ertappe mich tatsächlich beim Gedanken "...viel zu schade zum wegschmeissen..." Kugelschreiber, Luftballons, Feuerzeuge, Einkaufswagenchips - selbstverständlich alles mit dem Logo meiner Firma - und jetzt eben Streichhölzer...
Ich denke, ich werde mal ein paar Schachteln davon kaufen und die Werbewirkung austesten. Immerhin wirft ja niemand Streichholzschachteln einfach weg, nicht wahr?
Dienstag, 16. November 2010
Streichholzschachteln wirft niemand einfach in den Müll!
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1 Kommentar:
Hallo Alexandra,
wir haben uns bei SWR kennengelernt und ich wollte dir auf diesem Weg noch einen guten Rutsch wünschen. Ich hab meine OP durchgezogen und bin seit 5 Tagen wieder aus dem KH raus. Es geht mir soweit ganz gut. Auf jeden Fall können jetzt die Pfunde purzeln.
Gruß aus der Oberpfalz
Doris Moritz
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